„Achtung, Baum fällt!“
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18. August 2025
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Straßenwärterin & Straßenwärter
In unserem Arbeitsalltag müssen wir Straßenwärterinnen und Straßenwärter regelmäßig Motorsägen einsetzen. Immer wieder fallen Bäume bei Sturm auf die Straßen oder wir müssen Bäume und Gehölze freischneiden, um eine freie Sicht für die Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten. Alle Mitarbeitenden, die im Straßenbetriebsdienst mit Motorsägen arbeiten, verfügen über eine entsprechende Ausbildung. Um einen sicheren und fachgerechten Umgang mit der Motorsäge im Arbeitsalltag sicherzustellen, können alle Straßenwärterinnen und Straßenwärter in dem Seminar „Arbeitssicherheit und Schnitttechniken im Umgang mit der Motorsäge“ ihr Wissen auffrischen. Das Seminar findet regelmäßig in verschiedenen Straßenmeistereien statt und kann jeweils von 18 Straßenwärterinnen und Straßenwärtern aus den umliegenden Meistereien besucht werden.
Theoretisches Wissen auffrischen

Ich durfte an dem Seminar in der Straßenmeisterei Kelberg teilnehmen. Mit dabei waren eine Kollegin und Kollegen aus den Straßenmeistereien Daun und Kelberg. Gern erzähle ich Euch hier mehr von diesem spannenden Tag.
Morgens haben sich alle zum theoretischen Part der Ausbildung im Schulungsraum der Straßenmeisterei Kelberg zusammengefunden. Hier wurden wir über die rechtlichen Grundlagen, die Klassifikation von Motorsägen und die Voraussetzungen für die Arbeit mit der Motorsäge aufgeklärt. So ist es wichtig, dass man nur mit der Motorsäge arbeitet, wenn man sich geistig und körperlich fit fühlt, da die Arbeit mit der Motorsäge einige Gefahren mit sich bringen kann. Da muss man immer voll konzentriert sein. Wir haben gelernt, wie wir diese Gefahren präventiv vermeiden. Wichtig ist unter anderem das Tragen von schnittfesten Schuhen und Hosen, Arbeitshandschuhen, die die Vibration der Säge eindämmen, sowie Gehörschutz. Denn der Lärm einer Motorsäge (100-115 dB) entspricht der Lautstärke eines Presslufthammers oder sogar eines Rockkonzerts, Wahnsinn oder?
Außerdem hat der Trainer uns erklärt, dass die Arbeitsplanung und -vorbereitung wichtig ist: Der Bereich, in dem mit Motorsägen gearbeitet wird, muss immer ordentlich abgesperrt werden, sodass sich keine Menschen oder Tiere in der Nähe des Arbeitsorts befinden. Wichtig ist aber auch, dass die Motorsäge vor dem Einsatz geprüft wird. Dazu hat uns der Trainer den Merkspruch „Erst testen, dann starten“ beigebracht. Beispielsweise sollte geschaut werden, ob es an der Säge Beschädigungen oder lose Schrauben gibt und die Kettenbremse geprüft werden. Zudem wurden uns verschiedene Schnitttechniken erläutert und wir haben besprochen, wie man Spannung im Holz erkennen und beurteilen kann. Diese Wiederholung unseres theoretischen Wissens hat uns gut auf die danach folgende Praxisphase vorbereitet.
Bevor es für uns in den Forst ging, überprüften die Trainer unsere Motorsägen. Bei der Prüfung der Maschinen betrachtete das Fachpersonal beispielsweise den Zustand des Kettenfangbolzens. Dieser kann mit dem Airbag eines Autos verglichen werden: Wenn eine Sägekette reißt, verhindert der Bolzen, dass die Kette den Bedienenden trifft. Nachdem der Bolzen einmal zum Einsatz kam, muss er übrigens ausgetauscht werden, um seine Schutzfunktion sicherzustellen.
Endlich sägen!

Nach einer kurzen Stärkung ging es für uns in den Forst. Hier wurden wir in Dreiergruppen aufgeteilt und durchliefen Stationen bei drei verschiedenen Trainern. Bei der ersten Station arbeiteten wir mit einem sogenannten Baumbiegesimulator. Dabei wird ein Stamm in die Vorrichtung des Simulators eingesetzt und unter Spannung versetzt. An dem Simulator konnten Situationen aus unserem Arbeitsalltag nachgestellt und gefahrlos verschiedene Schnitttechniken geübt werden. Dabei achteten die Trainer stets auf die korrekte, ergonomische Körperhaltung und das Einhalten der Sicherheitsregeln. So wurden alle Teilnehmenden permanent rund um das Thema Arbeitssicherheit im Umgang mit der Motorsäge sensibilisiert. Zum Beispiel sollte immer das Visier am Schutzhelm heruntergeklappt werden, damit wir von keinen Holzspänen getroffen werden. Übrigens sollte bei der Nutzung der Motorsäge immer ein Gittervisier getragen werden, damit sich keine Abgase unter dem Visier sammeln können.

Gemeinsam erprobten wir am Simulator das Erkennen der auftretenden Spannung. Außerdem haben uns die Trainer verschiedene Schnitttechniken mit auf den Weg gegeben, die uns den Arbeitsalltag erleichtern können. Beispielsweise eignet sich der Stechschnitt, wenn ein Stamm auf der Straße liegt und von der Unterseite nicht erreicht werden kann. „Vollgas!“, rief der Trainer bei der Übung der Schnitttechnik. Dabei wird mit der Schienenspitze gearbeitet und mit einer hohen Drehzahl in das Holz eingestochen. Um bei der Arbeit mit der Schienenspitze den sogenannten „Kick-Back“, also den Rückschlag der Säge zu vermeiden, sollte sich die linke Hand stets am vorderen Handschutz befinden. Mit dieser Hand kann im Ernstfall die Kettenbremse ausgelöst werden.
Bei den Stationen der zwei weiteren Trainer der Waldwerkstatt Gillessen wurden Bäume im Bestand gefällt. Wir haben dort nochmal die Grundschnittarten wiederholt und die Baumbeurteilung sowie die Vorbereitung einer Fällung gelernt. Dann ging es an das Fällen der Bäume. Immer wieder hörte man die Teilnehmenden laut „Achtung, Baum fällt!“ rufen. Damit soll sichergestellt werden, dass sich keiner im Bereich des fallenden Baums befindet.
Nachdem alle Gruppen mit den drei Trainern geübt hatten, ging es für uns am Nachmittag zurück in die Straßenmeisterei. Hier ließen wir den Tag nochmal Revue passieren. Mir hat besonders gut gefallen, dass der Umgang mit der Motorsäge in Kleingruppen geübt wurde und damit alle eine möglichst individuelle Beratung von den Trainern erhalten haben. So konnten wir nochmal einiges lernen! Außerdem war es toll, mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Straßenmeistereien ins Gespräch zu kommen.
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